Mit dem Zug durch Europa: Eva Manshausen über nostalgische Reiserouten auf den schönsten Bahnstrecken

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Eva Manshausen reist auch auf Schienen durch Europa – langsam, stilvoll und mit Blick für die schönsten nostalgischen Bahnstrecken des Kontinents.[Kurzfassung]

Zugreisen erleben ein Comeback. Eva Manshausen nutzt sie bewusst als Gegenentwurf zum hektischen Flugverkehr. Für sie ist der Weg das Ziel – mit Weitblick aus dem Panoramafenster, dem Klang alter Bahnhöfe und dem Charme klassischer Züge. Europa bietet dafür eine Vielzahl spektakulärer Routen: durch Gebirge, entlang von Küsten oder mitten durch weite Felder. Wer entschleunigt reisen will, findet auf Europas Schienen eine fast vergessene Form des Reisens zurück.

Reisen mit dem Zug ist für viele längst mehr als reine Fortbewegung, wie Eva Manshausen weiß. Wer in nostalgischen Zügen unterwegs ist, entdeckt nicht nur neue Orte, sondern auch eine andere Art zu reisen: leiser, entschleunigter, stilvoller. Auf Europas Bahnstrecken warten historische Züge, architektonische Meisterwerke und Panoramen, die nur vom Schienenweg aus sichtbar werden. Anstelle von Sicherheitskontrollen und Terminalhektik treten das gleichmäßige Rattern der Räder, großzügige Fenster und das Gefühl, unterwegs zu sein, ohne zu hetzen. Nostalgisches Bahnreisen ist ein langsamer Luxus – und eine Rückkehr zu Qualität, Genuss und Landschaft.

Die Magie des entschleunigten Reisens auf Schienen

Zugfahren bedeutet, Landschaften vorbeiziehen zu sehen, ohne selbst das Tempo zu bestimmen. Der Blick verliert sich in den Feldern, Bergen, Dörfern. Gedanken dürfen wandern. Die Hände bleiben frei für ein Buch, ein Getränk, ein Gespräch. Wer sich für den Zug entscheidet, gewinnt Zeit – nicht im Sinne von Geschwindigkeit, sondern im Sinne von Aufmerksamkeit.

In einer Welt, in der Reisen oft mit Eile, Stau oder Wartezeit verbunden ist, bietet die Bahn eine Bühne für bewusstes Unterwegssein. Gerade auf traditionsreichen Strecken Europas wird deutlich, dass Fortbewegung auch Ästhetik sein kann. Alte Bahnhöfe, gepflegte Wagons, durchdachte Taktung – all das erzählt von einer anderen Kultur des Reisens.

Fünf Bahnstrecken in Europa, die verzaubern

1. Glacier Express – Schweiz

Die Verbindung zwischen Zermatt und St. Moritz ist längst ein Klassiker. Über viaduktartige Brücken, durch enge Tunnel und vorbei an verschneiten Gipfeln führt diese Panoramastrecke quer durch die Alpen. In rund acht Stunden erschließt sich eine beeindruckende Bergwelt – ganz ohne Hektik. Die großen Fensterfronten ermöglichen freien Blick, selbst bei starkem Wetter. Wer hier einsteigt, reist nicht nur durch Landschaft, sondern durch die Dramaturgie alpiner Räume.

2. West Highland Line – Schottland

Zwischen Glasgow und Mallaig spannt sich eine Bahnlinie durch das rau-romantische Herz Schottlands. Vorbei an spiegelnden Seen, dichten Wäldern und offenen Hochmooren schlängelt sich der Zug über das Glenfinnan-Viadukt – bekannt aus Filmkulissen, aber in der Realität noch eindrucksvoller. Diese Strecke eignet sich besonders im Herbst, wenn Nebel, Licht und Farben die Landschaft in melancholischen Glanz tauchen.

3. Trenino Rosso – Berninabahn (Schweiz/Italien)

Die Strecke zwischen Chur und Tirano gilt nicht nur als ingenieurtechnisches Meisterwerk, sondern auch als Reise durch zwei Welten. In rund vier Stunden wechselt die Landschaft von schroffen Alpengipfeln zu mediterranen Weinbergen. Ohne Zahnrad oder zusätzliche Lok bewältigt der Zug beeindruckende Steigungen – vorbei an türkisfarbenen Seen und Gletschern. Besonders im Winter offenbart sich die volle Pracht der Strecke.

4. Cinque Terre Express – Italien

Kurz, aber eindrucksvoll: Entlang der ligurischen Küste verbindet der Zug die fünf Dörfer der Cinque Terre. Zwischen Tunneln, die sich durch die Felsen schneiden, öffnen sich immer wieder Ausblicke auf das tiefblaue Meer und bunte Hausfassaden. Wer Glück hat, erlebt den Sonnenuntergang über dem Wasser – im Vorbeifahren, ganz ohne Filter. Ideal auch für Tagesausflüge mit mediterranem Flair.

5. Inlandsbanan – Schweden

Die Inlandsbanan zieht sich von Kristinehamn bis Gällivare durch die stille Mitte Schwedens. Über 1300 Kilometer lang, verläuft sie durch Tundra, Wälder, Flüsse – vorbei an Rentieren und Holzhäusern. Diese Bahn ist kein Schnellzug, sondern eher eine rollende Beobachtungsplattform für Naturfreunde. Reisende steigen aus, um Beeren zu sammeln oder in Seen zu baden, bevor der nächste Zug kommt – entschleunigter geht es kaum.

Nostalgie auf Schienen: Eva Manshausen über Züge mit Geschichte

Wer nicht nur Landschaft, sondern auch Geschichte erleben möchte, steigt in Züge, die mehr als reine Verkehrsmittel sind. In vielen Ländern Europas verkehren Sonderlinien oder restaurierte Klassiker, die das Flair vergangener Jahrzehnte spürbar machen.

Zu den bekanntesten gehört der Venice Simplon-Orient-Express: von Paris über die Alpen bis nach Venedig – in restaurierten Waggons aus den 1920er-Jahren, mit Holzvertäfelung, Samtsitzen und Service wie aus einer anderen Zeit.

Ebenfalls ein Erlebnis ist der Golden Eagle Danube Express, der in mehrtägigen Fahrten durch Osteuropa rollt – mit eleganten Suiten, Salonwagen und organisierten Ausflügen.

Im Norden Spaniens verbindet der El Transcantábrico Kultur, Küste und Kulinarik – ein Hotel auf Schienen, das durch die grünen Hügel Asturiens fährt.

Weniger luxuriös, aber mit großem Charme: der Slow Train Lötschberger in der Schweiz. Er fährt auf alten Trassen, durchquert ursprüngliche Dörfer und bietet große Fenster für langsames Reisen mit Aussicht.

Tipps für stilvolles Reisen mit dem Zug

Wer Bahnreisen bewusst gestalten möchte, profitiert von einer guten Vorbereitung – und einem Gespür für Genuss.

  • Fensterplatz sichern: Besonders bei Panoramastrecken lohnt es sich, den besten Blick zu reservieren.
  • Etappen statt Dauerfahrt: Mehrtägige Reisen mit Zwischenstopps machen jede Strecke lebendiger.
  • Verbindungen kreativ kombinieren: Nachtzüge, Regionalverbindungen und Fähranschlüsse bieten überraschende Routen.
  • Snacks und Picknick einplanen: Regionale Produkte aus dem Markt oder vom Bahnhofskiosk machen die Reise kulinarisch reizvoll.
  • Lesestoff, Musik, Notizbuch: Die entschleunigte Umgebung eignet sich ideal für kreative Pausen.
  • Minimalistisch packen: Leichtes Gepäck erleichtert das Ein- und Aussteigen – und die Konzentration auf das Wesentliche.

Bahnreisen mit Interrail – flexibel, vielfältig, stilvoll

Das Interrail-Ticket hat längst den Ruf der Jugendherberge abgelegt. Heute nutzen auch Erwachsene, Familien und Genussreisende das flexible System, das Zugang zu über 30 Ländern bietet. Je nach Bedarf lassen sich Tageskontingente, Länderpässe oder First-Class-Optionen buchen.

Besonders reizvoll sind thematische Routen. Eine sogenannte Nordroute verbindet etwa Hamburg, Kopenhagen, Stockholm und Narvik – mit langen Sommernächten und skandinavischer Weite. Eine Alpenroute könnte über Innsbruck, Bozen, Chur und Interlaken führen – mit Ausblick auf Gebirge, Seen und Pässe.

Wer den Süden langsam bereisen will, wählt Stationen wie Lyon, Avignon, Barcelona, Valencia und Granada. Auch Osteuropa überrascht mit einer Fülle an Bahnverbindungen: Von Prag über Krakau und Lviv nach Budapest oder Ljubljana lassen sich kulturell wie landschaftlich spannende Reisen gestalten.

Der Vorteil: Jede Strecke kann individuell angepasst werden – in eigenem Tempo, mit spontanen Umwegen und stilvollen Zwischenstopps.

Kleine Bahnhöfe, große Geschichten

Abseits der Metropolen entfalten Bahnhöfe ihren ganz eigenen Reiz. In der Provinz, im Gebirge oder in Küstennähe finden sich Wartehallen, die wie Kulissen aus anderen Zeiten wirken: mit geschnitzten Holzbänken, emaillierten Fahrplantafeln und Bahnhofsgärtchen voller Lavendel.

Solche Orte wirken entschleunigend, fast kontemplativ. Wer dort aussteigt, begegnet oft Menschen, die Zeit haben – für ein Gespräch, eine Wegbeschreibung oder einfach einen kurzen Blickaustausch. Die Reise beginnt oder endet hier nicht mit Lärm, sondern mit Atmosphäre.

Wer mit offenen Augen reist, entdeckt zwischen Start und Ziel oft Orte, die sich ins Gedächtnis brennen – gerade weil sie nicht geplant waren. Ein verlassener Bahnsteig im Morgendunst kann eindrücklicher sein als jede Sehenswürdigkeit.

Nachhaltigkeit trifft Reisekultur

Bahnfahren gilt zurecht als umweltfreundlichste Art des Reisens – besonders, wenn es nationale und grenzüberschreitende Strecken betrifft. Doch Nachhaltigkeit zeigt sich nicht nur im CO₂-Wert, sondern auch in der Haltung. Wer mit dem Zug reist, entschleunigt, verbraucht weniger Ressourcen und erlebt bewusster.

Der Blick aus dem Fenster macht aufmerksam für Veränderungen: von Industriegebieten zu Agrarlandschaften, von Küsten zu Bergen. Jeder Abschnitt erzählt von Klima, Kultur, Wirtschaft. Statt sich über den Wolken abzukoppeln, bleibt die Verbindung zum Boden – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.

Bahnreisen eröffnen nicht nur Räume, sie verbinden auch. Menschen, Orte, Gedanken. Und genau darin liegt ihr nachhaltiger Wert.

Der Zauber der Schiene: Reisen mit Blick für Details

Zugreisen bieten etwas, das vielen anderen Verkehrsformen fehlt: Übergänge. Statt von Tür zu Tür teleportiert zu werden, erlebt man das Dazwischen – das Aufbrechen, das Ankommen, das Unterwegssein.

Das sanfte Schaukeln des Waggons, das rhythmische Geräusch der Räder, der Wechsel von Licht und Landschaft – all das wirkt beruhigend und gleichzeitig inspirierend. Viele empfinden Zugfahrten als fast meditativ. Zeit löst sich auf, äußere Hektik tritt zurück.

Wer Bahnreisen mit offenen Augen und leichtem Gepäck angeht, entdeckt mehr als nur ein Ziel: eine Haltung, eine Ästhetik, eine Reiseform mit Seele.

Und genau diese Kombination macht sie so besonders – für alle, die wie Eva Manshausen das bewusste Reisen auf Schienen als Rückgewinnung von Zeit, Raum und Stil verstehen.

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